AG-GU 2020Die 15. Vollversammlung der Arbeitsgemeinschaft Gefahrgut und Umweltschutz der Feuerwehrinspektion Bad Kötzting fand am Freitag, 10. Januar 2020 zum ersten Mal im Schulungsraum des neuen Feuerwehrgerätehauses in Zandt statt.

Der Leiter der Arbeitsgemeinschaft Bernhard Hatzinger konnte zu Beginn zahlreiche Gäste begrüßen, u.a. Kreisbrandrat Michael Stahl, Kreisbrandinspektor Andreas Bergbauer, die Kreisbrandmeister Alexander Beier, Florian Heigl und Konrad Kellner, den fachbezogenen Kreisbrandmeister-Funk Sebastian Scheuer, die Kreisfrauenbeauftragte Rosi Meier, den CBRNE-Landesfachdienstleiter des BRK Tobias Muhr, den Ortsbeauftragten des THW Cham Dominik Schmidt sowie Abordnungen des ABC-Zuges Cham und der Feuerwehren Rötz, Roding und Waldmünchen.

AG-GU 2020Bereits vor dem Beginn der Veranstaltung konnte der neue Abrollbehälter Ölwehr der Feuerwehr Rötz auf dem Freigelände besichtigt werden. Nach der Begrüßung startete auch gleich der 1. Kommandant der Feuerwehr Rötz Michael Dommer mit der Vorstellung des Abrollbehälter Ölwehr und der darin verlasteten Gerätschaften. Bernhard Hatzinger ergänzte die Ausführungen um den aktuellen Planungsstand zum Aufbau eines Hilfeleistungskontingents Ölwehr, das bei größeren Ölschadenslagen innerhalb und außerhalb des Landkreises zum Einsatz kommen soll. In einem Rückblick stellte Hatzinger dann die Aktivitäten der Arbeitsgemeinschaft im abgelaufenen Jahr vor, das im Vergleich zu den Vorjahren etwas ruhiger gewesen ist. Höhepunkt war einmal mehr der Gefahrgut-Workshop bei der Werkfeuerwehr im Industriepark Gendorf. Ebenso wurden die Trainingsmöglichkeiten am Abrollbehälter Übungstank der FF Deggendorf genutzt, der im Herbst im Rahmen eines Standortlehrgangs „Gefährliche Stoffe und Güter – Technik“ in Cham für 4 Wochen dem Landkreis zur Verfügung stand. Zudem wurde in Blaibach das Einbringen einer Ölsperre geübt.

Auch das Einsatzgeschehen im Bereich Gefahrgut und Umweltschutz war im Jahr 2019 überschaubar. Hatzinger zählte hier zwei größere Ölschäden im Bereich Bad Kötzting auf, die weit über das übliche Zusammenkehren von Ölspuren hinausgingen. In beiden Fällen mussten neben Umpumparbeiten auch Sorbentmaterialien in größeren Mengen ausgebracht und Ölsperren im Gruber Bach sowie im weißen Regen gesetzt werden. Eine beschädigte Fahrzeugbatterie sorgte zudem für einen beunruhigenden Gasgeruch in der BRK-Rettungswache in Lam, da die Ursache für diesen Geruch lange Zeit unklar war. Als erster Gastredner stellte Stephan Bachl, Stadtbrandrat in Straubing, einen Einsatz aufgrund eines Ammoniakaustritts im Eisstadion in Straubing vor. In einer launigen Rede schilderte Bachl nicht nur den gesamten Einsatzablauf, sondern er ging auch auf die verschiedenen besonderen Herausforderungen des Einsatzes ein. Der massive Ammoniakaustritt verursachte eine größere Schadstoffwolke, die aufgrund ungünstiger Windverhältnisse direkt über die Innenstadt hinweg zog. Ausläufer der Wolke konnten bis nach Plattling nachgewiesen werden. Daher mussten ca. 3000 Personen evakuiert werden. Ebenso mussten für die zahlreichen Einsatzkräfte, die mehrere Stunden im Einsatz waren eine entsprechende Logistik aufgebaut werden. Auch die direkte Schadensbewältigung stellte die Einsatzkräfte vor ungewohnte und ebenso unerwartete Aufgabenstellungen, so mussten z.B. die beschädigten Ammoniakleitungen in der Eis- und Betonfläche unter Chemikalienschutzanzug freigestemmt werden, bevor diese abgedichtet werden konnten. Schließlich stellt auch die administrative bzw. finanzielle Abwicklung eines solchen Einsatzes noch einmal eine besondere Herausforderung dar. U.a. mussten Chemikalienschutzanzüge der Stadt und des Landkreises Straubing sowie aus Deggendorf im Wert von 125.000 Euro ersetzt werden. Die Kostenübernahme ist noch nicht abschließend geklärt. Dominik Bäumel, der stv. Kommandant der Feuerwehr Obertraubling, berichtete im Anschluss daran vom Brand einer Wechselbrücke, die mit verschiedenen Gefahrgütern beladen war. Auch hier stellte die Schadstoffwolke, die über ein Gewerbegebiet mit mehreren Restaurants, einer Tankstelle, eine Schule sowie eine Sportanlage hinweg zog eine größere Herausforderung dar. Wie schon in Straubing nutzte die Einsatzleitung in Obertraubling die verschiedenen sozialen Medien für die Warnung der Bevölkerung. Insbesondere Facebook erreichte sehr schnell eine große Anzahl von Personen im Umfeld des Einsatzortes. Die Herausforderung bei der Brandbekämpfung konnte Bäumel anhand von zwei Videoclips, die von Augenzeugen gedreht wurden, sehr eindrucksvoll darstellen. Darin waren in großen Feuerbällen explodierende Spraydosen zu sehen. Eine weiter Herausforderung war die Informationsbeschaffung über die betroffenen Güter. Lange Zeit unklar war, was da genau brennt. Die Angaben waren zunächst nur sehr vage. Dabei war von Chlortabletten und Spraydosen die Rede.
Im Verlauf des Einsatzes konnten dann Sicherheitsdatenblätter beschafft werden, die als Inhalt zum einen verschiedene Wasseraufbereitungsmittel in Tablettenform und zum anderen Haarspray mit brennbaren Gasen auswiesen. Allerdings stellten die widersprüchlichen Aussagen zu den geeigneten Löschmitteln ein Problem dar, da einige Produkte mit viel Wasser, andere hingegen gar nicht mit Wasser löschbar sein sollten. Schließlich gelang es mit einem massiven Wassereinsatz über einer mobilen Werfer den Brand unter Kontrolle zu bringen. Auch Bäumel konnte wie sein Vorredner wertvolle Tipps zur Einsatzabwicklung geben. In seinem Grußwort bedankte sich KBR Stahl bei allen Teilnehmern für deren Engagement, das zusätzlich zu den Aktivitäten in den Ortsfeuerwehren erbracht wird. Sondereinheiten, zu denen auch die Arbeitsgemeinschaft zählt, sind mittlerweile zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Gefahrenabwehr geworden. Ausdrücklich begrüßte Stahl die Organisation von Fachvorträgen. Einmal mehr habe sich durch die beiden hervorragenden Vorträge gezeigt wie wichtig der Erfahrungsaustausch untereinander ist und man durch diese Form der Vermittlung von Einsatzerfahrungen wertvolle Hinweise erhält. Daher galt sein besonderer Dank den Gastreferenten, die sich hier zur Verfügung gestellt haben. Auch Bernhard Hatzinger bedankte sich bei allen Anwesenden für die Unterstützung sowie bei der Feuerwehr Zandt für die Gastfreundschaft. Gemeinsam mit KBR Stahl und KBI Bergbauer überreichte er den Gastreferenten jeweils eine Ausgabe der Inspektionschronik als Zeichen des Dankes.

 (Bericht von FB Bernd Hatzinger, Bilder vom WebTeam-Mitglied Matthias Roider sowie von Christian Amberger (FF Blaibach) und der FF Zandt

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