Es gibt viele Substanzen, die für Mensch, Tier und Umwelt mehr oder weniger große Risiken darstellen und dennoch vermehrt in den verschiedensten Branchen Verwendung finden. Die Wahrscheinlichkeit von Unfällen mit Gefahrgut nimmt dementsprechend kontinuierlich zu. Dieser Problematik nehmen sich seit geraumer Zeit die Feuerwehren an.Im Inspektionsbereich Bad Kötzting haben die Feuerwehren die Feuerwehren der Inspektion Bad Kötzting vor mehreren Jahren diesbezüglich sogar eine Arbeitsgemeinschaft Gefahrgut und Umweltschutz gebildet. Inzwischen engagieren sich Aktive aus insgesamt 15 Wehren in der Arbeitsgemeinschaft.

Am Abend des 11. Januar waren die Mitglieder zur achten Vollversammlung mit Fortbildungsveranstaltung ins Feuerwehrhaus nach Arrach eingeladen.

 

Bernhard Hatzinger, Fachberater Gefahrgut der Feuerwehrinspektion Bad Kötzting, konnte hierzu neben zahlreichen Kameraden auch Arrachs Bürgermeister Sepp Schmid, Kreisbrandinspektor Michael Stahl, den Kreisbrandmeister für den Bereich Lam, Josef Pritzl, den KBM für den Bereich Miltach Andreas Bergbauer, und den KBM für den Fachbereich EDV Thomas Raab begrüßen.

Nach der Bekanntgabe der Tagesordnungspunkte erging ein großes Lob an die Gruppe Gefahrgut. Zur Intensivierung der Thematik wurden in der Vergangenheit besprochene Punkte, wie zum Beispiel zur Alarmierung oder der Ausrückordnung wiederholt. Ferner ließ Hatzinger die Aktivitäten des zurückliegenden Jahres, zu denen unter anderem eine Ausbildung Messtechnik, eine Katastrophenschutzübung mit Ölwehr im Landkreis Neumarkt, die Kontingentübung "Helfende Hände" im tschechischen Janovice oder Vorträge wie zum Beispiel zur Gasmesstechnik gehörten, in Wort und Bild Revue passieren. Auf den Lehrgang "Gefährliche Stoffe - Technik", welcher im Zeitraum von 23. März bis 16. Mai mit seinen 40 Unterrichtseinheiten in Theorie und Praxis durchgeführt wurde, legte Hatzinger ein besonderes Augenmerk. Zu den "Gefahrgut-Aktivitäten in den einzelnen Feuerwehren ging der Fachberater Gefahrgut auf die Inbetriebnahme von Erdungssätzen ein. Zu den Ölsperren war vor allem die 250 Meter lange Haltesperre am Höllensteinsee zu nennen. Diese Mega-Strecke ordnungsgemäß auszubringen war eine äußerst lobenswerte Leistung und auch für den Gewässerschutz von enormer Bedeutung. Mit der Güllegruben-Sanierung in Arrach konnten die Einsatzkräfte "live" Erfahrungen mit dem Gefahrgütern Ammoniak und Kohlenmonoxid machen.

Ausblick 2013
Für das Jahr 2013 sind vor allem Fortbildungen zur Einsatztaktik Gefahrgut Ersteinsatz geplant. Ferner steht ein Informationsbesuch bei der Analytischen Task Force der Berufsfeuerwehr München sowie ein Workshop Schacht- und Kanalrettung auf dem Plan. Atemschutzträger sollen für Innenangriffe noch intensiver vorbereitet werden. Eine externe Fortbildung in Burghausen, Poing, Geretsried oder Pilsen dient, wie auch eine Vorführung der Einsatzunterstützung Dekontamination durch die US Feuerwehr beim US Army Fire Dept. in Hohenfels der weiteren Schulung im Umgang mit gefährlichen Stoffen. Zu neuen Gasmesstechnik sind neben der Erstbeschaffung von Messgeräten, die nicht nur den Anteil von Sauerstoff, Kohlenmonoxid oder Kohlendioxid sondern auch die Explosionsgefahr feststellen können, natürlich auch Schulungen im Umgang damit geplant.
Ebenso kann mit diesen Messgeräten auch Schwefelwasserstoff erkannt werden, der gefährlichste Stoff, der in Biogasanlagen vorkommt.

Aktuelles
In den Medien wurde erst Mitte vergangener Woche von einem "Flusssäure-Unfall" im Industriegebiet von Kürnach berichtet. Aufgrund eines beschädigten Kunststoff- Behälters war die farblose flüssige Substanz, die durch die Reaktion mit Sauerstoff eine giftige Gaswolke bildet ausgetreten. Bevor die Feuerwehr die Gefahr mit einem Wassersprühnebel bekämpfen konnte hatten schon mehr als ein Dutzend Arbeiter die Dämpfe eingeatmet und mussten in Krankenhäusern behandelt werden. Durch diesen Unfall, so Hatzinger, wurde einmal mehr deutlich wie wichtig es ist fachkundige Einsatzkräfte für den Bereich Gefahrgut auszubilden. Flusssäure wird beispielsweise zum Mattieren von Glas oder zur Halbleiterproduktion verwendet und ist nur ein gefährlicher Stoff der neben seinem Nutzen eine große Gefahr darstellt. Schon eine handtellergroße Verätzung auf der Haut kann für den Menschen tödlich sein, zumal die ersten Beschwerden mit einer Verzögerung von mehreren Stunden und damit zu spät um etwas dagegen zu unternehmen, auftreten. Zahlreiche weitere gefährliche Stoffe werden aus verschiedenen Gründen lediglich in Kunststoffbehältern transportiert.

Grußworte
Gott sei Dank, so Bürgermeister Sepp Schmid, der sich bei allen Ausbildern und insbesondere bei Bernhard Hatzinger für deren Engagement bedankte, sei bisher im Inspektionsbereich kein Einsatz in dieser Richtung erforderlich gewesen. Dennoch ist es von enormer Bedeutung im Fall der Fälle gerüstet zu sein, denn auch hiesige Betriebe benötigen gefährliche Stoffe für ihre Arbeiten. Kreisbrandinspektor Michael Stahl zeigte sich erfreut über den unermüdlichen Einsatz von Bernhard Hatzinger. Selbst nach acht Jahren lebe die Truppe durch den Einsatz aller Beteiligten. Erfreulich sei zudem, dass erstmals auch zwei Frauen im Gefahrgut-Bereich ausgebildet werden konnten. Er informierte die Anwesenden über Aspekte bezüglich der Ausstattung mit Messtechnik, ferner die Anschaffung neuer Chemieschutzanzüge auf Landkreisebene.

Fortbildungsveranstaltung
Die Fortbildungsveranstaltung an diesem Abend sollte ein Test für die künftige Ausbildung im Gefahrgut-Bereich sein. Sie basiert auf computersimulierten Szenarien von Unfällen mit Stoffen, die für Mensch, Tier und Umwelt gefährlich werden können. Alle Anwesenden konnten sich im Fall von drei Beispielen einen Einblick in diese Art der Weiterbildung machen. Bernhard Hatzinger erinnerte bei dieser Gelegenheit erneut an die "GAMS Regel". Sie ist eine nützliche Hilfe bei Ersteinsätzen. Das "G" steht für Gefahr erkennen, das "A" für Absperren und Abdichten, das "M" für Menschenrettung, wobei der Eigenschutz stets Vorrang hat, und das "S" für Spezialkräfte anfordern. Nach dem Abwickeln der drei Beispielunfälle mit Gefahrgut waren sich alle einig, dass diese Art und Weise der Schulung sehr wohl von Nutzen sein kann, allerdings künftig in kleineren Runden durchgeführt werden sollte.

Den Abschluss des Abends bildete die Besichtigung des Mehrzweck-Anhängers der FF Miltach mit umfangreicher Ölwehr- und Umweltschutzbeladung.

(Bericht dankenwerter Weise von Zeitungsreporterin Martina Münsterer, Bilder von WebTeammitglied Alex Ziereis)