03-07-01Am Samstag, den 7. März startete eine Gruppe von Feuerwehrleuten aus der Feuerwehrinspektion Bad Kötzting, angeführt von Kreisbrandinspektor Michael Stahl und Kreisbrandmeister Josef Pritzl, zu einer dreitätigen Ausbildungs- und Besichtigungsfahrt nach Südtirol.

Begleitet wurde die Gruppe von Berthold Birnthaler aus Parsberg, der eine Lieferfirma für Feuerwehrbedarf betreibt sowie Christian Glas aus Eggstätt am Chiemsee. Letzterer führt in Zusammenarbeit mit dem Landesfeuerwehrverband Bayern u.a. Rhetorikseminare für Feuerwehrleute durch und war für den Kreisfeuerwehrverband Cham bereits tätig. Zudem ist Christian Glas als Mitglied des Bayernbundes sehr engagiert um den Erhalt der bayerischen Traditionen und Sprachgebräuche. Aufgrund seiner persönlichen und politischen Kontakte nach Südtirol fungierte er nicht nur als Mitorganisator der Fahrt, sondern war zudem ein hervorragender Reiseleiter, der die Gruppe auch zu interessanten Orten abseits der üblichen touristischen Ziele führte.
Auf der Anfahrt nach Südtirol besichtigte die Gruppe beim ersten Halt in Innsbruck DAS TIROL PANORAMA mit Kaiserjägermuseum sowie die Bergisel-Skisprungschanze. Dabei beeindruckte besonders ein großes Rundgemälde, mit Szenen aus dem Tiroler Freiheitskampf. Nach Bezug des Quartiers in Tscherms, nahe Meran besuchte man am Abend eine Weinprobe im nahegelegenen Biedermannhof. Hans Innerhofer, der Seniorchef des Familienbetriebes auf dem seit dem 14. Jahrhundert Obst- und Weinbau betrieben wird, erläuterte nicht nur die Geschichte des Hofes und des Weinbaus in Südtirol, sondern konnte auch das Interesse der Teilnehmer vom Bier in Richtung Wein lenken. Als sich dann auch noch herausstellte, dass er viele Jahre hinweg Kommandant der örtlichen freiwilligen Feuerwehr war, hatte er die Sympathien seiner Gäste endgültig gewonnen.
Der zweite Tag begann mit dem Besuch des Südtiroler Archiologiemuseums in Bozen. Hier erfuhren die Teilnehmer viele interessante Details um den Fund einer der bekanntesten und bedeutendsten Mumien der Welt, die nach 5300 Jahren vom ewigen Eis freigegeben wurde und als "Ötzi" bekannt ist. Spannend war natürlich auch zu hören, dass die Berufsfeuerwehr Bozen einen speziellen Rettungsplan für ihren wichtigsten Einwohner hat, um ihn im Gefahrenfall in Sicherheit zu bringen. Damit war der Bogen zum nächsten Programmpunkt geschlagen. Nach einem Spaziergang und dem Mittagessen in Bozen stattete man der Berufsfeuerwehr einen Besuch ab. Oberbrandmeister und Schichtführer Alois Gögele nahm sich sehr viel Zeit um den Besuchern die Organisation, die Aufgaben und die Besonderheiten der Berufsfeuerwehr Bozen zu erklären. Das Feuerwehrwesen in der autonomen Provinz Südtirol ist sehr viel anders organisiert als im Rest des Landes Italien und ähnelt mehr der Organisation in Österreich oder Deutschland. Freiwillige Feuerwehren kennt man nur in Südtirol und in der zweiten autonomen Republik Trient, nicht aber im Rest des Landes. Die BF Bozen ist nicht nur für die Stadt Bozen zuständig, sondern übernimmt auch viele Sonderaufgaben im Brand- und Katastrophenschutz in ganz Südtirol. Das erklärt auch den vergleichsweise riesigen Fuhrpark der Wehr, der insgesamt 77 Fahrzeuge aller Größen umfasst. Neben Standardlöschfahrzeugen beeindruckten besonders die Spezialfahrzeuge zur Tunnelbrandbekämpfung mit riesigen Ventilatoren, leistungsstarke Notstromaggregate, schwere Kranfahrzeuge und hochgeländegängige Fahrzeuge zur Waldbrandbekämpfung im Hochgebirge. Abschließend konnte noch die Einsatzzentrale sowie das Landeslagezentrum für Großschadensereignisse besichtigt werden. Dort stellte man fest, dass man nach einem sehr ähnlichen Organisationsmodell wie in der heimischen Kreiseinsatzzentrale arbeitet. Die Aufnahme war überaus freundschaftlich. Aus dem Alois Gögele war inzwischen der Luis geworden. Und dieser ließ es sich auch nicht nehmen abends nach Schichtende die Gruppe im Lokal zu einem überaus interessanten Erfahrungsaustausch zu besuchen. Bekanntermaßen entstehen bei solchen Gelegenheiten häufig die besten Ansätze und Ideen für eine künftige Zusammenarbeit.

03-07-02Ähnlich freundschaftlich war die Aufnahme am folgenden Tag in der Landesfeuerwehrschule Südtirol in Vilpian. Der diensthabende Ausbildungsleiter Alex Turato begrüßte die Gruppe und zeigte die umfangreichen Ausbildungsmöglichkeiten auf. Neben den üblichen Einrichtungen wie Übungshallen und Brandhaus verfügt die Schule über ein Übungshaus für verschiedene Einsatzszenarien, u.a. einen Dachstuhl der aufgrund austauschbarer Dachsparren tatsächlich mit der Motorsäge aufgeschnitten werden kann. Weitere Besonderheiten sind ein 10 Meter tiefes Tauchbecken, ein Übungsstollen mit Gleisanlage sowie eine Bergbahnattrappe mit verschiedenen Gondeln. Die Feuerwehrschule besitzt auch einen eigenen Weinberg mit dazugehörigen Wein, der selbstverständlich probiert werden durfte. Bei dieser Gelegenheit begrüßte auch der Leiter der Schule Dr.-Ing. Christoph Oberhollenzer die Gäste aus Bayern. Die idyllische Lage unter einer Felswand hat aber auch ihre Tücken, wie ein ca. 1,5 Meter hoher Findling zeigt, der vor wenigen Jahren zwischen einer Übungshalle und dem Gastank des Brandhauses einschlug. Auch bei diesen Gesprächen wurde ausgelotet wie eine Zusammenarbeit aussehen könnte. Bereitwillig händigte man den Gästen Ausbildungsunterlagen zu verschiedenen Lehrgängen der Schule aus.

Letzter offizieller Termin der Fahrt war der Besuch bei der Firma Kofler Fahrzeugbau in Lana. Die Firma mit 19 Mitarbeitern baut Fahrzeuge für Feuerwehr und Rettungsdienst hauptsächlich in Südtirol auf. Mit hochgeländegängigen Fahrzeugen sowie Sonderaufbauten versucht man nun auch Märkte in Österreich und Bayern zu erreichen. Daher war der Termin besonders interessant für die mitgereisten Kameraden, bei denen sich eine Fahrzeugbeschaffung in den nächsten Monaten abzeichnet. Hier ließ man sich bereitwillig von der Firmenleitung deren Möglichkeiten erläutern.
Der Heimweg führte dann über den Reschenpaß. Zuvor machte die Gruppe noch einen kurzen Halt in Glurns, der kleinsten Stadt in Südtirol. Der Ort liegt etwas abseits der Touristenströme, ist jedoch aufgrund seiner überdurchschnittlich gut erhaltenen mittelalterlichen Bausubstanz mit vollständig erhaltenen Stadtmauern besonders sehenswert. Nach diesem Mammutprogramm erreichte die Gruppe dann erst nach Mitternacht müde aber mit vielen neuen Eindrücken den heimischen Boden.

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